Daniela Krien: Der Brand
Diogenes, 22,- Euro
Die Unvollkommenheit der Liebe
ist das Leitmotiv in Daniela Kriens wunderbarem neuen Roman und zugleich eine Widmung an Elizabeth Strout, die Meisterin der Alltagsbeobachtung, die der Autorin Vorbild ist.
Rahel und Peter stehen kurz vor dem Sommerurlaub, der dieses Jahr so besonders wichtig erscheint. Peter hat eine schwere Enttäuschung an seinem Arbeitsplatz zu verkraften und fühlt sich von Rahel zum ersten Mal in 30 gemeinsamen Jahren nicht unterstützt. Rahel selbst ist die Liebe zu Peter verloren gegangen, er hat sich zu sehr in sich zurück gezogen, seine Eigenheiten geraten zu Marotten. Im Urlaub wollen Sie versuchen, das gemeinsame Leben neu zu justieren und einen Weg aus der Krise zu finden. Doch die gebuchte Hütte in den Bergen brennt ab und zur gleichen Zeit bittet eine alte Freundin eindringlich um Hilfe. Anstatt in die Berge fahren die zwei nun in die Uckermark und versorgen dort Haus und Hof von Ruth, die ihren Mann Viktor dringend in einer Klinik unterstützen muss. Alle Bewohner dieses Hauses, auch die Tiere, sind auf ihre Weise versehrt. Der Storch, der nicht fliegen, das Pferd, das nicht geritten werden kann, die Menschen, denen die Gefühle abhanden gekommen sind. Die erwachsenen Kinder von Rahel und Peter melden sich an, und auch dieser Besuch birgt Konflikte. Rahel, die ausgebildete Psychologin, die anderen stets kluge Wegweiserin ist, findet keinen Zugang zu ihrer Tochter und leidet sehr darunter, dass sie ihre Kinder nicht auf gleiche Weise lieben kann.
Dieses Buch liest man mit größtem Staunen. Es ist so leise und beharrlich, so deutlich und präzise beobachtet, man liest immer schneller und atemloser, kann es nicht glauben, dass 3 Wochen in der Uckermark so viel mit einem selbst zu tun haben sollen. Jeder Satz scheint ganz genau für einen jeden Leser gemacht zu sein. Probieren Sie es aus!